Die Frau mit dem roten Kleid, die Kaffee liebt
Sonntag, 28. Dezember 2025
Zitronen zu Weihnachten
Montag, 8. Dezember 2025
Dieses "Wir schenken uns nichts", das jedes Jahr 39,95 Euro kostet
Und ehe man es sich versah, neigt sich das Jahr einmal mehr dem Ende zu. Der Countdown für die Weihnachtstage hat begonnen, Weihnachtsmärkte haben geöffnet - und wenn der Pegel stimmt, kann man dann auch mal über den ungewohnten Anblick von Pollern und sonstigen Sperren hinwegsehen. Besser, man hat als man hätte. Oder so. Na ja.
Seit ich in diesem November begonnen habe, den Mann auf eine winzige Ecke im Ankleidebereich unseres Schlafraums aufmerksam zu machen und ihn zu bitten "Bitte ignorieren, hier schaust du bitte nicht rein" (und ja, ich vertraue ihm, und ja, ich musste vorbeugen für den Fall, dass er etwas anderes in den Behältnissen vermutete), wiederholte er da und dort die jährlich wiederkehrende Frage: "Wir müssen uns doch nichts schenken, ich hab auch nichts für dich?" oder die "Deine Kinder verdienen doch selber Geld, die können sich das doch selbst kaufen". In den ersten Jahren unseres finalen Miteinanders hab ich mir die Zeit genommen, ihm zu erklären, warum ich das tue. Inzwischen rolle ich nur noch die Augen (natürlich erst, nachdem ich ihm meinen entzückenden Rücken zugewandt habe) und antworte lakonisch: "Natürlich können sie sich alles selber kaufen. Ich finde es aber auch einfach schön, den Menschen, die ich liebe, eine Freude zu machen." Oder ich kürze noch weiter ab mit "Orrrrr bitte, nicht immer dieselben Diskussionen."
Punkt.
In den letzten Jahren war es etwas schwieriger für mich, Vorfreude auf die Weihnachtstage zu entwickeln. Noch immer liebe ich diese Zeit - eine in meiner Erinnerung wundervolle, besinnliche, nach Zimt und Orangen atmende, verwunschene, geheimnisvolle und liebevolle Zeit des Jahres. Ich liebe diese Zeit zwischen den Weihnachtstagen und dem neuen Jahr, die in meiner Erinnerung angefüllt ist mit heißem Kakao, Stricksocken, Flanellhosen und Strickpullover, während ich auf dem Sofa lümmle und Trickfilme oder Märchen schaue. Oder "Love Actually" - ein Film, den ich schon x-fach gesehen und noch immer nicht überbekommen habe. Ein so wunderbarer Film; Kitsch und Klischee sind mir dabei völlig egal - ich liebe diesen Film.
Aber eben... in meiner Erinnerung.
In den Jahren der Fernbeziehung bedeutete die Weihnachtszeit vor allem eines: Stress im Job und an den Weihnachtstagen pendeln, um wenigstens zwei oder drei Tage mit dem Mann zu haben.
Dann nach M zum Mann zu ziehen, bedeutete vor allem eines: Stress im Job und an den Weihnachtstagen nach L zu pendeln, weil ich es nicht über mich brachte, meine Söhne an Weihnachten allein zu wissen.
Seit 2 Jahren wieder in L zu wohnen, bedeutet vor allem eins: unfassbarer Stress im Job seit Verkauf der Firma, Umstellung von einem voll funktionsfähigen Unternehmen auf Konzerntochter - und an den Weihnachtstagen jeden Tag ein "volles Haus" zu haben, weil die Familie aus M zu Besuch kam - oder wir mit allen an die Küste pendelten.
Genau genommen wird vermutlich ausgerechnet das anstrengendste Jahr von allen - nämlich dieses Jahr - das entspannteste Weihnachten der letzten zwanzig Jahre werden. Die Familie aus M bleibt in diesem Jahr in M. Der Mann und ich werden in diesem Jahr nicht verreisen und meine eigenen Söhne und die Mama des Mannes werden nur an wenigen Tagen zu uns kommen. Das Coolste an allem jedoch wird werden, dass ich planmäßig ab 19. Dezember Urlaub nehmen kann - bis zum 9. Januar. Voraussetzung ist, dass Fast Close, Rückstellungen, Erlösschätzung und Aufwandsschätzung stehen - und keine Fragen offen bleiben. Letzteres glaube ich eher nicht - aber Urlaub darf ich erstmal nehmen. Auch wenn ich zwischendurch vielleicht mal erreichbar sein muss. Damit kann ich sehr gut leben - wenn ich bedenke, wie die letzten Jahre waren. Und wenn ich bedenke, dass mein Jahr mit 25 Tagen Resturlaub und bei cirka 300 Überstunden enden wird, dann habe ich mir das auch verdient.
Umso mehr freu ich mich in diesem Jahr aufrichtig auf die Weihnachtstage, die ich ganz nach meinem Gusto zelebrieren werde. Wo ich morgens nicht aufstehe, sondern mir ein Käffchen in mein Bett hole, lese, wieder einschlafe, vielleicht den ganzen Tag lang nicht aus den Flanellhosen herauskommen werde, vielleicht etwas backe, etwas brutzle, Märchenfilme schaue, Postkarten male, auf dem Teppich liege und Musik höre, meine Söhne besuche, mit den Eltern telefoniere... und die Ruhe genieße. Mich darauf freue, die Dinge zu verpacken, von denen ich hoffe, meinen Liebsten eine Freude damit bereiten zu können. Auch dann, wenn der Mann jedes Jahr neu fragt: "Wollen wir das nicht einfach lassen mit dem Schenken? Wir kaufen uns doch sowieso, was wir wollen." Und ich dann immer wieder dieselbe Antwort gebe: "Mir geht es nicht ums Kaufen müssen. Mir geht es darum, meine Liebsten zu überraschen. Ich finde es schön, mir etwas auszudenken und zu sehen, wenn die Menschen sich freuen."
"Aber ich hab für dich nichts", warnt der Mann mich vor und ich muss dann immer lachen: "Musst du auch nicht. Ich mach das, weil ich es schön finde. Und wenn ich euch eine Freude machen kann, genügt mir das völlig."
Und so meine ich es auch. Für mich ist das Herz wichtig, nicht der Kopf. Meistens jedenfalls.
Umso erschreckender empfand ich heute ein Insta-Posting, das mir - aus welchen Gründen auch immer - vor die Füße gespült wurde. In diesem berichtete eine Frau, sie habe in der Bahn einen fünfzehnminütigen Streit eines Paares mitgehört, in dem die Frau sich bei ihrem Mann beklagte, dass er entgegen der Jahre zuvor in diesem Jahr keinen Weihnachtskalender für sie hatte, sie hingegen für ihn aber schon. Was mich an dieser Story erschreckte, war die mehrheitliche Auffassung, dass der Mann sich bei seiner Frau zu entschuldigen hatte - und dass er seine Frau ganz offensichtlich auch nicht liebe, weil er sich eben A) nicht entschuldigte und B) immer noch der Meinung war, dem Wunsch seiner Frau nach einem Weihnachtskalender nicht entsprechen zu müssen.
Erst wollte ich ja nicht auf auch nur einen Kommentar eingehen, eingedenk der auch hier immer wiederkehrenden Worte des Mannes: "Wieso tust du dir das immer wieder an? Du hast doch nun wirklich genug eigene Sorgen." Was ja auch stimmt. Nur manchmal.. denk ich eben auch: Vielleicht kann man ja auch etwas Gutes in die Welt bringen, indem man an das Gute erinnert? Insofern brachte ich mich dann doch noch ein, indem ich die Frage erhob, warum wir denn eigentlich etwas schenken? Tun wir es, nur weil der andere sich das so wünscht und es so haben möchte? Ist es jedoch nicht eher so, dass das Schenken Freude bereiten sollte? Sowohl dem, der beschenkt wird - als insbesondere auch dem, der etwas von sich ab/geben möchte? Bereitet das Schenken überhaupt noch Freude, überhaupt Genuss, wenn Schenken zur Pflichtübung ausartet? Was gibt uns das Recht, die Gefühle von Dritten beurteilen zu dürfen? Ihnen unterstellen zu dürfen, dass der Mann seine Frau nicht liebt, nur weil er ihr den verfickten Weihnachtskalender nicht gekauft/ gebastelt/ geklöppelt hat? Gibt es nicht an all den anderen 364 Tagen im Jahr genug Gesten, mit denen ein Mensch seine Liebe ausdrücken kann? Die es auch dann immer noch gibt, selbst wenn sie im Alltag ganz oft übersehen werden?
Die Antwort darauf an mich war... irgendwie ernüchternd. Sie kam von einer Frau, die mir schrieb: "Der wesentliche Punkt ist, dass das Schenken eine Vereinbarung war, die er einseitig gekippt hat. (...)" Äh... Was? Eine Vereinbarung? Ich möchte, dass wir uns jedes Jahr einen Kalender schenken und das hat der andere dann auch jedes Jahr zu erfüllen?
Getoppt wurde die Antwort an mich von dem Satz "Die Geste ist halt nix wert, wenn sie vom anderen nicht verstanden wird. Es zählt weniger die Geste und mehr die aktuelle Tat."
Oh wow. An dieser Stelle fand ich es nicht mehr bedenklich. Ich fand es gruselig.
Der Gedanke von Weihnachten... ist vermutlich nichts mehr von dem, wie wir das im Allgemeinen heute handhaben. Trotzdem denke ich... Wenn wir die Dinge, die wir tun, nicht mit oder nicht aus Liebe tun, sondern eher aus Zwang, dann können wir es doch eigentlich auch gleich ganz lassen, oder?
Ich wünsche mir "kein Müssen" und keine "Pflichtveranstaltung". Ich wünsche mir ein fröhliches, entspanntes, liebevolles Miteinander und dass es uns gut gehen möge. Und dass mein Weihnachtsurlaub auch wirklich ein Weihnachtsurlaub wird. Dann bin ich glücklich - und das wünsche ich Euch allen auch, falls wir uns nicht nochmal "vorher" lesen :)
Donnerstag, 6. November 2025
Mein Sharky wird 30
Mittwoch, 23. Juli 2025
Eine Frage des Vertrauens
Dienstag, 8. Juli 2025
So oder so
Die Stille war etwas länger. Die Gründe hierfür verschiedener Natur. Das Projekt, zwei Töchter miteinander zu verheiraten, lief auf Hochtouren, verlangte unfassbar viel ab; intellektuell und auch körperlich. Daneben das Alltagsgeschäft. Am Abend das eigene Leben. Das beinah zum Erliegen kam, weil die Energie verloren ging zwischen frisch gebrühtem Kaffee im Büro und den Deadlines, die sich zuweilen im Sekundentakt akustisch bemerkbar machten. Manchmal dachte ich: Das halte ich vielleicht nicht lange durch. Dann wieder dachte ich: Es ist ein spannendes Projekt. Eins, an das ich glaubte. Fast bis zum Schluss.
Schon im vergangenen Jahr, mit dem Blick auf geplante Strukturen, überkam mich ein merkwürdiges Gefühl. Die Frage des eigenen Wertes. Das unsichere Balancieren auf Eis, immer auf der Hut, jederzeit wegrutschen zu können, vielleicht keinen Rückhalt mehr zu finden.
Es war das Jahr 2003, das mich eins gelehrt hatte, keinen Worten mehr zu trauen, und seien sie auch noch so wohlgeformt. Es war das Jahr 2006, das mich schlussendlich mein komplettes Urvertrauen kostete. Und so habe ich auch nicht vertraut, nicht den Worten aus dem vergangenen Jahr und nicht aus diesem Jahr. Genau genommen habe ich es kommen sehen, was aktuell geschieht. Doch etwas kommen zu sehen, bedeutet nicht, dass es keinen Schmerz verursacht, sobald es eintritt. Das, was schmerzt, ist nicht die Veränderung, die mich betrifft. Das, was unfassbar schmerzt, ist die Art und Weise, wie vorgegangen worden ist. Offiziell erst in zwei Tagen. Inoffiziell.. schon länger. Die Unaufrichtigkeit. Die glatte Lüge, die mehrfach wiederholt worden war in den letzten Monaten. Scheinheiligkeit. Scheinsicherheit. Es gibt keine Sicherheit. Nirgends.
Was es mit mir gemacht hat, kann ich nur schwer in Worte fassen. "Betäubt" beschreibt meine letzten Tage und Wochen vermutlich am ehesten. Der tägliche Kampf, den Kopf oben zu behalten und professionell zu agieren, während ich mich am liebsten ganz unprofessionell nur in meinem Zuhause verkriechen, niemanden sehen und hören, nur Musik hören und malen wollte. Jedoch das Malen.. Nicht einmal hierzu kann ich mich derzeit aufraffen. Die Ideen sind versiegt, tief unten im Brunnen, dem das Zugseil riss.
Ich fühl mich so leer.
Fühl mich so hintergangen.
Aber am Ende gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder bleibst du liegen, pflegst deine Wunden und bedauerst dich selbst - oder aber du stehst auf und suchst nach Wegen. Ich habe mich für letzteres entschieden. Natürlich. Weil Aufgeben keine Option ist. Weil Aufgeben noch niemals eine Option für mich war.
Ich weiß nicht, was kommen wird. Wie es werden wird. Was werden wird. Ich weiß, dass die Zeit gegen mich arbeitet. Aber ich habe mich entschieden. Und diesmal endgültig.
Mittwoch, 21. Mai 2025
Emilio Piano ft. Lucie - Maison
Dienstag, 20. Mai 2025
The Butterfly Effect
Sonntag, 18. Mai 2025
Das Zusammenleben auf eigene Gefahr
Es ist schon etliche Jahre her, im Sommer 2014, da erzählte ich Euch von verbrannten Erden, die ich gelegentlich hinterlasse. Was mir auch erst in einem Gespräch bewusst geworden war:
Denn beim gestrigen Mittagessen mit den Kollegen und im Gespräch mit eben diesen fiel es mir wie Schuppen vor den Augen:
1. Der Kindergarten, in dem ich war - abgerissen.
2. Die Schule, die ich einst besuchte, gibt es nicht mehr. Dort herrscht Brachland, nur wenige Jahre, nachdem ich dort raus war.
3. Das Haus meiner Eltern, in dem ich aufwuchs, gibt es nicht mehr. Alles eingeebnet und begrast, kurz nachdem ich ausgezogen war.
4. Meine erste Arbeitsstätte auf der Insel, genauer gesagt: Die Abteilung, in der ich war, gibt es nicht mehr. Eingeebnet und begrast.
5. Die Schmerzklinik, in die ich 2008 geschickt wurde: Abgerissen - Brachland.
Als die Kollegin fragte, ob wenigstens das Krankenhaus noch stünde, in dem ich geboren wurde, stutzte ich kurz und vor Begeisterung kreischend und unter herrlichem Lachen gestand ich: "Scheiße, auch DAS steht nicht mehr! Die haben daneben ein neues gebaut und das alte abgerissen!"
Damals sinnierte ich darüber, ob ich dem Mann noch rechtzeitig davon erzählen und ihn warnen sollte, bevor der bestellte Umzugswagen heranrollte und das bisschen Hab & Gut von L zum Mann nach M bringen würde. Schlussendlich hatte ich ihm dann davon erzählt, freilich gespickt mit einer ordentlichen Prise Humor. Der Ärmste sollte ja wenigstens vorgewarnt, nicht aber auch gleich zu Tode erschrocken sein.
Vor zwei Tagen nun saßen wir abends bei meiner Mama in der Küche. Mit am Tisch ihr Bruder, dem im vergangenen Jahr die Frau gestorben war. Mit am Tisch auch eine der fünf Schwestern, deren Mann vor zwei Jahren verstorben war. Des Nächtens wieder zurück im Campermobil versuchte der Mann erneut zu sortieren, wie viel Geschwister meine Mama nun insgesamt hat und wer nun wer davon war. Ein wenig musste ich da korrigieren, also zählte ich auf:
1. Schwester A, das Nesthäkchen, deren große Liebe ist vor drei oder vier Jahren verstorben.
2. Schwester A, deren Mann ist vor zwei Jahren verstorben.
3. Schwester B, die lebt irgendwo in der brandenburgischen Pampa mit ihrem Mann; nähere Umstände sind mir nicht bekannt - und soweit ich weiß, dem Rest der inzwischen deutlich geschrumpften Familie auch nicht.
4. Schwester R, die vor etwa 9 Jahren verstorben ist.
5. Bruder K, dem die Frau vergangenes Jahr gestorben ist.
6. Schwester M, deren Mann schon vor etlichen Jahren gestorben ist.
7. Meine Mama mit meinem Papa, dessen Herzleistung trotz OP nicht mehr über 25 Prozent....
An dieser Stelle stockte ich und schaute den Mann an. Ob es jetzt mein Glück war, dass er sich mehr auf die Zuordnung konzentrierte? Weil ihm peinlich war, dass er Bruder K zweimal mit einem falschen Namen ansprach und Schwester A die Zweite mehrfach mit Schwester A dem Nesthäkchen verwechselte?
Der Mann hats ja grundsätzlich nicht so mit Komplimenten, er ist eher ein Mann der Tat. Was er aber doch hin und wieder mal sagt, ist, dass er dankbar ist dafür, dass wir uns begegnet sind und dass er es ist, den ich in meinem Leben haben möchte.
Er soll aber irgendwann mal nicht sagen, er sei nicht vorgewarnt gewesen - in jeglicher Hinsicht ;)
Donnerstag, 15. Mai 2025
Das Altern in Würde
Immer öfter lese ich in letzter Zeit von Promis, dass sie lieber in Würde altern als dass sie ihr Gesicht derart unterspritzen, glattziehen oder auch auffüllen lassen täten, bis sie entweder unfähig sind zu echter Mimik oder völlig verfremdet wurden. Betrachtet man sich im Vorher-Nachher-Vergleich Katie Price, Nicole Kidman oder auch Lindsay Lohan, stimmt man dem vermutlich vorbehaltlos zu, wobei insbesondere Katie Price ein trauriges Beispiel dafür ist, dass das Nachher-Foto kein Vorher-Foto mehr braucht. Lindsay Lohan hingegen sieht aktuell vermutlich besser aus als je zuvor - aber ich hätte sie tatsächlich nicht wiedererkannt. Schon irre, was alles so möglich ist. Das denke ich übrigens aktuell auch bei dem ganzen Hype um die Abnehmspritzen, die da so auf dem Markt kursieren. Erst gestern las ich, dass auch der Pocher mit einer dieser Spritzen ca. vierzehn Kilo abgenommen hat. Er meinte dazu: "Man hat einfach keinen Appetit mehr, das machts." Aber... Ich frage mich... Wenn das allein nur dadurch funktioniert, dass man weniger isst dank fehlendem Hunger, müsste dann die FDH-Variante nicht ebenso erfolgreich sein? Disziplin vorausgesetzt?
Seit ich seit 2019 selbst gegen meine Grunderkrankung nicht nur spritzen, sondern auch zusätzlich Cortison supplementieren durfte, bin ich selbst auch - gefühlt - explodiert. Natürlich könnte ich manchmal heulen, wenn ich in den Spiegel schaue und denke "Scheiße... Das war doch letztens auch noch nicht so." Oder sich die Kleidergröße manifestiert da, wo sie sich für mein Empfinden eigentlich nicht manifestieren sollte. Vor allem, wenn ich nur daran denke, was für einen scheiß Kraftakt es bedeutet, um jedes einzelne Kilo zu ringen, das nicht noch mehr dazukommen soll. Was bedeutet: Essen nur in der Zeit von 12 bis 18 Uhr, davor und danach nix mehr außer Wasser oder - freilich - Käffchen. Ohne Zucker, aber mit Milch. Veganer Milch übrigens. Was bedeutet: Jeden Tag mindestens sechstausend Schritte schaffen, Bewegungsziele erreichen (die Uhr erinnert mich daran) und mindestens jeden zweiten Tag dreißig Minuten hulern und mindestens fünfzehn Minuten rhythmische Sportgymnastik *kreisch* Anschließend lange genug dehnen dank Grunderkrankung, die verzeiht mir das sonst nicht.
Ich weiß aber auch, dass es nicht allein die Grunderkrankung ist, die mir diesen Kampf erschwert. Ein gewisses Alter bei Frauen bedeutet nicht nur "Juhu - ab jetzt Sex wann immer wir jetzt wollen!", sondern auch, dass sich Prozesse im Körper verändern: Die einen werden schneller, die anderen langsamer - und das leider nicht zu unserem Vorteil. Das gilt nicht für alle Frauen, aber ich habe diesen besonderen Preis gleich doppelt gewonnen.
Versteht mich nicht falsch: Für mich muss ein Mensch nicht gertenschlank sein, um schön zu sein. Ich kenne etliche Frauen, die deutlich mehr Kilos und entsprechende Rundungen haben - und das sind wirklich schöne Frauen! Einigen folge ich auf Instagram, und das auch, weil ich mir immer anschaue: Wie toll ziehen die sich an und wieso sieht bei denen alles immer so klasse aus und wieso kriege ich das nicht hin? Und dann denke ich wieder: Weil bei denen alles anders verteilt ist am Körper. Bei mir stimmt irgendwie die ganze Symmetrie nicht. Na ja, was solls, ich kanns nicht ändern. Nicht alles jedenfalls. Zu einer Abnehmspritze kann ich mich trotzdem nicht durchringen. Einerseits hat mein Körper schon genug mit sich zu tun, Grunderkrankung plus eine entgleiste Schilddrüse. Was das kleinste Organ im Körper anrichten kann, wenn das aus der Bahn kommt, hätte ich mir auch mal nicht so vorgestellt. Ist schon irre. Was das für den Körper bedeutet inklusive der ganzen Medikation, das reicht schon, um nach meinem Ableben auf dem Sondermüll zu landen. Ich leuchte im Dunkeln! :) Und bei all dem Hype frage ich mich andererseits auch immer: Was bedeutet es für den Körper, so derart in das System einzugreifen, dass Stoffwechsel-/ Prozesse anders laufen? Was wird das mit ihm machen, so auf Dauer? Und was macht es mit einem selbst, wenn man seine Ernährung nicht umstellt, eines Tages aber aufhört zu spritzen und dann wieder auseinandergeht wie ein süßer Brei? Oder wenn man erfolgreich umstellen konnte, der Körper dann aber mit anderen Dingen kämpft und man trotzdem wieder zunimmt? Also auf Lebenszeit spritzen? Was wird das erst für den Körper bedeuten? Ich für mich denke: Es ist sehr verlockend zu wissen, man spritzt sich was, futtert weniger, genießt die Komplimente und dass man ein oder zwei Kleidergrößen reduzieren kann. Ob das den Preis um die eigene Gesundheit wert ist, wage ich jedoch noch immer zu bezweifeln. Ich sehe das etwas ähnlich wie bei der Corona-Impfung: Was die Spritze wirklich im Körper bewirkt, werden wir frühestens in ein paar Jahren sehen. So wirklich sehen. Das ist aber nur meine ganz persönliche Meinung. Meine Freundin zum Beispiel sagt: "Vielleicht schadet die mir irgendwann. Aber dann hab ich bis dahin zehn Jahre toll ausgesehen." Sie meinte es wirklich so, weil sie schockiert und frustriert war, als sie von der betriebsärztlichen Untersuchung einschließlich Wiegen und Messen zurückkehrte und niemand sie mehr ansprechen durfte. Uns trennen circa zwanzig Kilo. Vielleicht denke ich anders, wenn ich diese zwanzig Kilo mehr drauf haben täte? Ich glaube schon, dass diese Spritzen dank ihrer Auswirkung ein guter Anfang für Adipositas-Patienten sind, die unter ihrem Gewicht körperlich und auch seelisch leiden. Für mich persönlich kommt sie trotzdem nicht in Frage, und das aus rein gesundheitlichen Aspekten heraus.
Ich spüre aber auch an anderen Dingen, dass ich eben keine zwanzig mehr bin. Meine Haut zum Beispiel, die reagiert mittlerweile deutlich empfindlicher. Haut & Haar waren bei mir immer Dinge, die ich problemlos "belasten" konnte. Mit ständig wechselnden Haarfarben, allen möglichen Cremes, Lacken, Sprays. Das Haar wuchs bei mir gefühlt rasant, mit ihm die Nägel. Das hat sich verändert. Die Haare wachsen immer noch ganz gut, die Nägel deutlich langsamer und sie sind auch deutlich brüchiger geworden. Im letzten Sommer machte mich meine Nichte auf eine Marke aufmerksam, mit der man Puder auf den Nagel auftrug und diesen dank spezieller Tinkturen haltbar machte. (Ich schreibe hier bewusst nicht, von wem und so, weil ich keinen Bock auf diese "Mach die Werbung kenntlich"-Kacke hab.) Jedenfalls war ich anfangs ganz begeistert davon. Nachteil ist jedoch, dass man diesen Belag nicht so ohne weiteres wieder abbekommt und allermeistens nachfeilen muss. Da leidet aber der natürliche Nagel. War mir irgendwie zu umständlich. Dann las ich irgendwann von den Gelen, die man selber auftragen, modellieren und unter UV-Licht aushärten kann. Hab ich auch probiert. Is ne ziemliche Sauerei, dauert gute zwei Stunden und dann reißt in der Regel am zweiten oder dritten Tag schon der erste Nagel ein. Wobei ich sagen muss: Ich bevorzuge ja immer den natürlichen Look und dazu gehört auch eine natürliche Länge, die nur knapp über die Fingerkuppe hinausragt. Trotzdem. Die andere Sorte, die ich testete, war zwar widerstandsfähiger, aber ne noch größere Sauerei dank cremiger Konsistenz vor dem Aushärten. Ach neeeee. Der letzte Versuch waren jetzt Folien, die man aufklebt, aushärten lässt und dann zurechtschneidet und feilt. Mein Fazit: Diese Folien halten wirklich sehr gut und auch deutlich länger als diese Polygele. Aber ich vertrage sie nicht. Beim ersten Versuch habe ich das noch gar nicht gecheckt und nicht in Verbindung gesehen - aber meine Hände juckten wie der Teufel. Ich bin beinah wahnsinnig geworden davon. Runtergemacht hatte ich die Folien, weil mir die dunkelblaue Farbe nicht mehr gefiel. Ein paar Tage lang trug ich dann nur meinen Naturnagel spazieren. Vor unserem Kurzurlaub dachte ich, ich mach jetzt mal helle, natürlicher wirkende drauf und ab dem zweiten Tag dieselbe Scheiße: Die Finger juckten bis zum Irre-Werden, aber auch sämtliche Nagelbetten entzündeten sich. Heute morgen habe ich mir alle Nägel wieder abgerissen und in die Tonne geworfen. Das war mein letzter Versuch. Der Juckreiz hat sich schon jetzt wieder etwas beruhigt, die Entzündung der Nagelbetten auch. Wenn es ein was Positives an dem Ganzen gibt, dann das, dass mein Naturnagel seitdem wieder deutlich gesünder und stabiler aussieht, auch wenn das vermutlich ziemlich paradox klingt. Ich werde jetzt jegliche Irritationen in Ruhe ausklingen und abheilen lassen und dann kommt da wie früher maximal nur noch n schöner Lack drauf und Ende.
Die dritte Erkenntnis des Alterns: Meine Augen werden nicht besser. Sie sind sogar ziemlich schlecht geworden. Darüber hab ich, glaub ich, schon mal geschrieben. Könntsch jetzt nachgucken, habsch aber keine Lust. Wenn ich also bei anderen lese, dass die Freundinnen im Halbdunkel putzen und so, dann erinnert mich das an früher, als eine Kollegin mal sagte: "Wenn ich keine Lust auf Staubwischen hab, lass ich einfach die Jalousien runter." Es ist ja aber auch wirklich irgendwie gemein: Du saugst und wischt Staub und wenn die Sonne um die Ecke kommt, siehts so aus, als hättste drei Tage nix gemacht. Was brauchen also meine müden trüben Augen? Genau, Licht. Und offenbar inzwischen mehr Licht als Licht. Im Badezimmer jedenfalls, da putzte ich bis vor kurzem immer mit normaler Beleuchtung. Nun haben wir dort ja auch noch eine sehr helle Deckenbeleuchtung. Die ich für gewöhnlich nie nutze, weil ich mich zu keiner Tageszeit anschreien lassen möchte - auch nicht von einer Deckenbeleuchtung. Unlängst aber - ich weiß nicht mehr, warum - habe ich dieses Licht eingeschaltet. Und war entsetzt. Ich dachte immer, ich sei ordentlich und (in gewissen Bereichen meiner Wohnung) auch penibel. Es war das Licht, das mir sagte: "Vergiss es, Frollein. Setz deine Brille auf oder mach mich an. Die Zeiten von 'oben ohne' sind vorbei."
Wie ist das jetzt also mit dem Altern in Würde? Sich nehmen wie man ist? Spontan hättsch gerufen "Ja na klar!" Die Realität ist ja aber auch so, dass ich schon öfter mal vor dem Spiegel steh und denke "Wenn der Mann DAS geahnt hätte vor zwanzig Jahren, ob er mich dann immer noch gewollt hätte?" Wäre ja auch nix Ungewöhnliches, dass man gegen ein zwanzig Jahre jüngeres Modell eingetauscht wird. Is ja auch keine Neuigkeit, dass ein Mann besser sehen als denken kann *kreisch* Hab ich gelegentlich Angst davor? Nein, hab ich nicht. Tatsächlich nicht. Mein Leben endet damit nicht. Es wird dann nur ein anderes. Und würde ich einen jüngeren Mann haben wollen? Nein, auch nicht. Ich hätte gar nicht mehr genug Energie, mit ihm mithalten zu können. Er würde mit mir das Leben verpassen, das ich schon hatte.
Und genau dieser Punkt ist es, der mir das Altern in Würde wiederum schmackhaft macht: Ich war früher gar nicht ich selbst, sondern das Ergebnis meines Umfelds und meines Bedürfnisses, wirklich ehrlich geliebt zu werden. Früher dachte ich immer, dass das das Lebensziel wäre. Heute weiß ich, dass es das nicht ist. Auch wenn ich es sehr genieße und ich auch sehr dankbar dafür bin, dass es im Moment so ist.
Mittwoch, 14. Mai 2025
Jan und Tini auf Reisen
Diese Kindersendung wird vermutlich eher nur uns Ossis bekannt sein - aber als ich just heute Nachmittag erwog, mal wieder bloggen zu wollen, da fiel mir genau dieser Titel wieder ein. Und warum? Weil der Mann und ich aktuell auf Reisen sind. Zwar nur für wenige Tage - aber ich glaube, das genügt mir auch fürs erste so.
Seit einiger Zeit denkt der Mann darüber nach, einen Camper kaufen zu wollen. Vor einigen Jahren sind wir ja mal für vierzehn Tage durch Italien gereist - in einer Light-Version eines Campers. Meine bevorzugte Art zu verreisen ist ein Camper nun nicht gerade, aber ich dachte, ich lasse das mal auf mich zukommen und probiere es einfach mal aus. Die Light-Variante bedeutet, Du kannst zwar während der Reise darin schlafen, musst aber immer einen Umbau vornehmen: Das Bett wegräumen, wenn man Essen zubereiten will bzw. das Bett wieder aufbauen, wenn man darin schlafen oder so will. Light-Version bedeutet auch, es gibt keine Dusche und auch keine Toilette an Bord. Und DAS wiederum war dann im Nachhinein der Casus Knacktus: Öffentliche Toiletten oder gar Duschen sind mir ein Graus - und je älter ich wurde, desto mehr kultivierte ich diese Aversion. Solange ich nicht wirklich muss und es nicht wirklich pressiert, so lange halte ich lieber an und aus und warte, bis ich das heimische Badezimmer erreicht habe. Was freilich im Urlaub eher schwierig würde. Hotelzimmer ist ja noch okay - für die Zeit, die ich dort bin, bin ja dann auch nur ich dort. Natürlich ist mir bewusst, dass wir alle kein Rosenwasser ablassen (würde ich aber gerne!) - aber ich habe immer, wirklich IMMER das Pech, dass vor mir jemand seine Notdurft verrichtete, der entweder nicht weiß, wie man eine Örtlichkeit auch wieder ordentlich verlässt - oder der seinen Torpedo im Steingut platzierte, die den olfaktorischen Ausdünstungen nach mindestens drei Tage im Gedärm vor sich hingesäuert hat. Und diese - im wahrsten Sinne des Wortes - scheiß Wand steht dann auch! Und ich, wirklich, mich trifft das IMMER, renne dann genau gegen diese Wand. Und ich will das nicht mehr. Weder will ich bei anderen Leuten übernachten und gegebenenfalls das Badezimmer zur Sperrzone erklären, noch möchte ich selber gegen Wände laufen. Ich bin da sehr eigen geworden: Ich brauche mein eigenes Bett, mein eigenes Badezimmer und Punkt.
Deshalb nun also diese Campervariante mit Dusche und WC. Die kosten nicht gerade kleines Geld, also haben wir uns gesagt, wir testen erstmal den einen oder anderen und entscheiden dann, welchen wir nehmen. Gesagt, getan.
Und so sind wir jetzt den dritten Tag unterwegs, bereisen das Inland bis hoch an die Küste und dann wieder nach Hause. Eine FIAT-Variante, bei der ich, als ich auf den Beifahrersitz kletterte, begeistert rief: "Huch! Hier sitzt man aber hoch!" Was ich mir auch zur Bedingung gemacht hatte, bevor wir uns so ein Teil mieteten: "Ich wünsch mir so eins, wo man nicht jeden Tag das Bett zusammenbauen und wieder auseinanderbauen muss. Wenn mir oder uns danach ist, möchte ich eine Pause machen und mich hinlegen können." Es gibt auch eine Miniküche und einen kleinen Kühlschrank. Das passt für Frühstück und vielleicht ein belegtes Brot zum Abendessen. Eingedenk der Tatsache jedoch, dass hinter mir gerade wirklich extrem anstrengende Wochen im Job liegen und wir auch nur sehr wenige Tage verreisen wollten, wünschte ich mir, für diesen knapp bemessenen Zeitraum nicht auch noch selber am Herd stehen zu müssen. "Lass uns abends ausgehen, wenn uns nicht nach Stulle ist", schlug ich vor. "Jeden Monat legen wir uns Geld fürs Verreisen zur Seite, dann lass uns das auch nutzen und uns nicht noch im Urlaub irgendwelchen Stress mit Kochen und Abwaschen und so n Schiet haben." Der Mann war einverstanden. Und so ließ sich der Reisebeginn auch erstmal ganz entspannt an. Das erste Ziel: Schwerin. Ich war während meiner Schulzeit zum letzten Mal dort. Ist also schon etwas her ;) Und ich war begeistert - vom Schloss, von den Parks und von den Menschen. Vor allem denen in der Suppenstube. Die macht vielleicht von außen nicht so viel her, vielleicht übersieht man die auch schnell. Aber dann verpasst man auch was: Erstklassiges Essen, wie wir das noch von Oma kennen - und ein wirklich sehr sympathisches Duo. Okay, die Instagram-Seite ist schon etwas älter und wird vermutlich auch nicht mehr gepflegt. Die Preise für eine Suppe liegen inzwischen bei 9 Euro - aber das sind sie auch wert und man wird vor allem auch satt. Wer mal in Schwerin in der Altstadt unterwegs ist, dem empfehle ich die Einkehr. Wir waren gestern und heute zum Mittagessen dort inklusive selbstgebackenem Zitronenkuchen zum Nachtisch. Heute Nachmittag sind wir schon wieder weitergefahren und als der Mann am Abend begehrte zu essen, da war ich eigentlich noch immer satt vom Mittag in der Suppenstube.
Ansonsten muss ich sagen, komm ich in diesem Camper auch ein bisschen an meine Grenzen. Die sich vor allem - wer hätte DAS gedacht - auf das Badezimmer beziehen. Dass die Schaumstoffmatratze was zum Angewöhnen ist, das Schlafen im Schlafsack auch erst wieder trainiert und die ganzen Räumlichkeiten natürlich ziemlich begrenzt sind - geschenkt. Damit kann ich leben. Aber das Badezimmer... Wir haben ja nun einige Videos angeschaut (also der Mann mehr als ich, ich bin da eher nicht so ausdauernd), aber zumindest weiß ich, dass es Badezimmer gibt, wo sich das WC in der Wand verstauen lässt, wenn man es nicht braucht. Und ich sag Euch: Das muss auch so. Der Raum is ja schon so klein. Und dann stehste da mit Deinen gut entwickelten Einen Meter Siebenundsiebzig, musst um Dich rum noch nen Duschvorhang ziehen, der Dir am Arsch klebt, sobald Du die Luke über Dir öffnest - und auch mit angewinkelten Armen stößt Du immer, echt IMMER irgendwo an. Entweder isses der Kopf oder der Ellenbogen - einen triffts immer. Weil das scheiß Klo einfach immer im Weg ist. Es gibt keine Beinfreiheit, es gibt überhaupt keine Freiheit.
Was ich aber sagen muss: Das Duschwasser heizt tatsächlich schnell auf. Heute Morgen, der Mann hatte mich nun schon einige Male genötigt, mich doch bitte endlich fertigzumachen, damit wir in die Suppenküche könnten, da fragte ich ihn: "Hast du eigentlich das Duschwasser schon aufgeheizt?" Hatte er nicht - und ich hab am Ende maximal zwanzig Minuten oder so gewartet und dann hatte das Wasser auch schon eine angenehme Temperatur. Und: Trotz - freilich - mangelndem Wasserdruck konnte ich bequem die Haare waschen und ausspülen. Bei mittellangem Haar durchaus keine Selbstverständlichkeit. Bei den kurzen Zwirsen des Mannes ja kein Thema. Allerdings, ne lange Mähne wird dann wiederum vielleicht auch etwas schwierig. Aber die haben wir ja beide nicht.
Der Mann hätte ja auch gerne Wasser und so gespart und meinte, ich könne ja auch mal die hiesigen Duschräume aufsuchen. "Das ist wirklich sauber dort!" Ja. Aber ne. Wozu mieten wir uns extra so ein Teil zum Testen, wenn ich dann doch in die öffentlichen Räume soll? "Du bist echt so stur manchmal!" grummelte er. Jo. Stur kann ich. Bin ja auch ausm Norden. "Wenn du nicht willst, dann willst du eben nicht", grummelte er weiter. Joar. Stimmt auch. War er es nicht eigentlich, der mich vor vielen Jahren dazu bringen wollte, mehr auf mich und meine eigenen Bedürfnisse zu achten? Jetzt mach ich das und es is auch wieder nicht recht ;)
Und was eben auch angenehm ist: Letzte Nacht musste ich dann doch noch zweimal aus meinem Schlafsack kriechen. Dem letzten Käffchen um ein Uhr zwounddreißig sei Dank. Jetzt muss ich aber nicht mehr den Mann bemühen, mich im Dunkeln zu begleiten, muss auch nicht raus in die aktuellen fünf Grad Nachttemperaturen, sondern kann ganz entspannt in dem Kabinchen verschwinden und genauso schlafmüde, wie ich aus dem Bettchen raus bin, auch wieder da hineinkrabbeln. Der Mann schwört ja auf die Variante der Längsschläfer. Ich selber bin mir da noch nicht so sicher, ob die Querschläfervariante nicht doch die bessere wäre. Allein aus Platzgründen. Allerdings dürfte es dann vermutlich nach zwanzig Uhr kein Käffchen mehr geben. Ob ich das will? ;)
Jedenfalls mein Fazit am Ende des dritten Tages unserer Reise: Für mich ist es okay, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Einen Camper wie diesen würden wir aber wohl nicht kaufen wollen. Dem Mann fehlt das Offroad und der Unterfahrschutz, mir ein bisschen Platz im Badezimmer. Es gibt mittlerweile auch Toiletten, wo sämtliche Ausscheidungen in einer Art Plastiktüte aufgefangen, auf Knopfdruck abgelöst und verschlossen werden und man diese nur noch entsorgt wie halt die Hundekacktüten. Inwieweit das ökologisch durchdacht ist, muss ich mal noch nachlesen. Vermutlich aber ökologischer als diese Chemietoiletten? Ein Raumwunder ist der Camper ansonsten; unterbringen kann man tatsächlich ausreichend viel, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so wirkt. Und wenn ich als Frau das sage, dann muss das stimmen. Bis vielleicht auf Kochgeschirr: Wer sich das im Urlaub antun will, der muss dann wirklich sparsam denken und mit Bedacht einpacken.
Im Moment sind wir jedenfalls an der Küste angekommen - und als wir aus dem Auto gesprungen und an das Ufer gelaufen waren, da breitete ich die Arme aus und rief "Juhuuuu, ich bin zu Hause!" Und dieses Gefühl genieße ich gerade sehr, sehr, sehr! Scheiß auf alle Badezimmer der Welt! :D
Dienstag, 18. März 2025
C wie Cäsar
Irgendwann im letzten Jahr hatte ich ja mal begonnen, Posts nach dem Alphabet zu schreiben. Mit A und B gings ja relativ fix, dann folgte eine doch sehr lange Pause. Aber ehrlich: Was soll einem auch zu einem C einfallen? Außer dem hohen C? Was der eine mit einem faserigen Getränk, ein anderer mit einer fröhlichen Gesangsrunde verbinden mag. Aber wenn man was anfängt, soll Mans ja wenigstens auch zu Ende bringen, oder? Wobei ja wiederum typisch für mich wäre, wenn ich genau das nicht durchziehen täte. In einem humoristischen Büchlein über die Zwillinge-Geborene stand ja mal geschrieben, dass die lieber drei Baugruben ausheben täten als dass sie ein einziges Haus zu Ende bauen, weil ihnen genau das schlichtweg zu langweilig ist. Und da ist - zumindest in meinem Fall - unbedingt was dran. Ich fände das wirklich strunzlangweilig. Das Bauen dürften andere für mich übernehmen, ich wäre spätestens beim Dekorieren und der Einrichtung wieder auf dem Plan ;)
Aber okay, heute also das C. Mal gucken, was mir dazu so einfällt. So ganz spontan.
C wie Chor
Die Mama des Mannes ist schon seit Jahren begeisterte Chorsängerin. Ab und zu kauft der Mann Karten und dann besuchen wir das eine oder andere Konzert. Ich muss gestehen: Ich liebe Musik, das tue ich wirklich. Aber ich liebe eben.. äh.. auch nicht alles. Was soll ich beispielsweise in einer Oper? Vom Gekreische bekomm ich allenfalls Tinnitus - und man versteht sowieso kein einziges Wort von dem, was die sich da aus der Kehle pressen. Ich muss da ja immer an die Szene von Pretty Woman denken, wo er sie in die Oper eingeladen hatte und ihm dann ganz warm um die Lenden wurde bei dem dahinschmelzenden Anblick, den die Dame in Rot ihm bot. Wie kann man denn ernsthaft von etwas ergriffen sein, von dem man so gar kein Wort versteht? Aber okay, in mancherlei Hinsicht bin und bleibe ich einfach ein Banause. Kunst kann ich buchstabieren - aber das wars dann auch schon. Ich kann mir auch nie merken, wann welche Epoche währte und wie die überhaupt alle hießen und woran man die auch noch erkennt. Aber oh, ich merke, ich schweife ab - ich war doch beim C wie Chor.
Jedenfalls, die Mama ist Chorsängerin - und deren Chor sucht händeringend Nachwuchs. Bevorzugt männlichen Nachwuchs, weil ihnen die Bässe und Tenöre ausgehen. Ich hatte den Mann dazu ermuntern wollen. Immerhin sucht er hier in L noch immer ein bisschen so (s)ein Betätigungsfeld und ich kann eben auch nicht alles kompensieren. Aber in einen Chor mit soooo vielen Frauen will er dann doch nicht. Irgendwann in den Singlezeiten nach seiner Ehe, so erzählte er mal, hatte er sich im Tanzkurs angemeldet - und war schlicht entsetzt über das gnadenlose Anflirten betagter *hüstel* Damen. Für ihn ist der Chor also nichts, entschied er. "Aber für dich vielleicht?" fragte er mich. "Du singst doch ständig, in der Küche, im Auto..."
Na jaaaaa! Ich bin auch da eine typische Zwillinge-Geborene: Die Dinge machen mir nur so lange Spaß, wie ich sie machen kann, aber nicht machen muss. Gehts ans Müssen mit regelmäßigen Chorproben und so, dann hörts bei mir schon auf. Und spätestens sowieso dann, wenn man über ein Wochenende in irgendwelche Chorlager fährt. Das wird bei mir noch schwieriger. Ich bin ein Heimschläfer, muss ich gestehen. Ich schlaf am liebsten zu Hause. Benutze am liebsten mein eigenes Badezimmer - und meine eigene Toilette. Außer im Urlaub, okay, dann ist das eben so. Aber wann immer sich das einrichten lässt, schlafe ich zu Hause.
Außerdem... Früher, zu Schulzeiten, war ich tatsächlich auch Chormitglied. Vermutlich aus Langeweile oder so. Auch wenn sich das inzwischen deutlich geändert hat: Damals haben die mich irgendwann rausgeschmissen, weil ich einfach zuviel geschwatzt hab. Und nicht alles, das wieder aufgewärmt wird, schmeckt. Manches kann man ruhig da lassen, wo es war. Es hatte seine Zeit - und heute ist eine andere ;)
C wie Corona
Im Dezember vor zwei Jahren litt ich erstmals an einer Corona-Erkrankung. Also die Halsschmerzen waren echt die Hölle - ein Gefühl, wie wenn der Hals innen roh brachläge. Da ging nicht mal Eis. Ansonsten aber fühlte sich das recht normal an, wie halt ein Virusinfekt.
Aktuell laboriere ich an etwas, von dem ich mir nur die Abkürzung merken kann: hMPV. Und das, muss ich gestehen, ist echt kein Spaziergang. Zumindest für mich nicht. Ich bin jetzt aktuell die dritte Woche krankgeschrieben. Sowas hatte ich zuletzt 2012 oder 2013 - und damals hatte ich ein Magengeschwür. Dass ich wegen einem Infekt so komplett ausgeknockt war wie aktuell, habe ich also sehr lange schon nicht mehr erlebt. Für mich fühlte sich das so an, als wäre ich in einem Kaugummi gefangen und könnte mich nur entsprechend zäh und mit Anstrengung bewegen. Wovon ich begreiflicherweise komplett erschöpft war, ohne überhaupt irgendwas gemacht zu haben. Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen - das kriegt man irgendwie gehändelt. Aber diese Schlappheit im ganzen System... Das war schon ziemlich anstrengend für meine kleine Pumpe. Im Grunde habe ich nur geschlafen, was getrunken und wieder geschlafen. Duschen ist auch heute noch anstrengend für mich, da schießt der Puls sofort nach oben. Und zum Zähneputzen muss ich mich noch immer hinsetzen. Aber ich geh dennoch davon aus, dass ich ab Montag wieder arbeiten kann. Oder arbeiten muss. Ich komme mir dämlich vor, überhaupt ganze drei Wochen arbeitsunfähig gewesen zu sein. Vermutlich bin ich aber dämlich, dass ich arbeiten gehen werde, obwohl ich noch immer heiser bin und auch noch nicht genau weiß, wie das dann nächste Woche wird. Aber drei Wochen sind drei Wochen, da muss es dann auch mal wieder gut sein.
Aber Stichwort Corona... Aktuell wird sich ja immer noch um die Aufarbeitung gestritten. Ich persönlich glaube nicht an eine ehrliche, lückenlose Aufarbeitung. Dabei fände ich es wichtig zu wissen: Wo hat man Fehler gemacht? Was war richtig? Was war falsch? Was war unnötig? Manchmal, grad bei Instagram (den Algorithmus hab ich jedenfalls noch nicht kapiert), werden mir Reels vorgesetzt, die in Zusammenschnitten die Aussagen verschiedenster Menschen, wie beispielsweise Politiker, Journalisten, Möchtegern-Journalisten etc., von damals zusammengefasst werden. Manche aus einer Zeit, als man gar schon wusste, dass die Impfung keinen Schutz vor Weitergabe einer Infektion schützte... Da überkommt mich dann doch manches Mal immer noch die kalte Wut.. Mir ist egal, wer was auf dem Kopf trägt, gestrickt oder aus Alu: Jeder hatte seine Ansicht, seine Sorge, seine Ängste, seine Bedenken insbesondere in Bezug auf die Impfung. Ich hatte wirklich ehrliche Bedenken für mich selbst - und so lange gezögert, bis eine Entscheidung hierüber eines Tages obsolet geworden war. Ich hatte Bedenken aus eigener gesundheitlicher Historie heraus - und wie man sieht: Es kümmert kein Schwein, ob und wer sich im Allgemeinen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen quält. Es gibt nur nicht keine Haftung, es gibt vor allem keine Anerkennung und dementsprechend keine Hilfe. Letztere insbesondere aufgrund der Tatsache, dass die Ärzte schlichtweg gar nicht wissen, WIE sie helfen können oder sollen. Auch unter diesem Aspekt wünschte ich mir, würde man die Corona-Jahre ehrlich und ernsthaft aufarbeiten. Aber.. ja.. Dazu müsste man es ja eben auch wirklich wollen. Und warum sollten die das schon wollen.. Immerhin lässt sich doch nichts leichter manipulieren als ein Mensch, der Angst hat.
C wie Charakter
In welchem Zusammenhang genau das war, weiß ich nicht mehr, aber mein Vater hatte mir damals, als ich noch ein Teenager war, aufgebracht vorgehalten: "Mädchen, hast du denn so gar keinen Stolz?"
Vielleicht hatte ich den damals wirklich nicht. Ich war ein sehr angepasstes Kind, still, schüchtern - und sehr bedürftig nach Zuwendung und Freundschaft. Die hatte ich aber nicht immer und vor allem nicht durchgehend. Es gab auch Zeiten, in denen ich viel alleine war.
Aber was ich nie war: Ich war nie ein Mitläufer. Ich habe nie irgendeine Scheiße angestellt, nur weil die anderen auch gemacht haben. Damals war ich ein offenes Buch: Jegliche Gefühlsregung konnte man nicht nur meinem Gesicht, sondern auch der kompletten Körperhaltung ablesen - würde ich sie nicht sowieso unmissverständlich zum Ausdruck gebracht haben. Mit Kritik umgehen, das musste ich erst lernen. Dafür habe ich immer offen und ehrlich meine Meinung gesagt, habe immer ehrlich gesagt, was ich dachte. Diplomatie übrigens, musste ich auch erst lernen ;)
Ich kann mich beispielsweise an einen Schultag erinnern, da wollte die Klasse geschlossen die letzte Stunde schwänzen. Ich seh mich da noch stehen, mit dem Rücken an der riesengroßen Holztür zur Schule - und vor mir all die Mitschüler, die mich aufforderten, mitzukommen. "Ihr könnt doch alle abhauen, ich verpetz euch nicht. Aber ich geh nicht mit." Zugegeben: Ich hatte Dampf vor meinem Vater - und zwar ordentlichen. Die Schüler meinten aber, es müssten alle abhauen - alle oder keiner. Ich bin trotzdem nicht mitgegangen, also blieben alle anderen dann doch da. Ich glaube, das hat mir keiner krumm genommen, oder ich habe das erfolgreich verdrängt.
Es sind solche und andere Situationen, die mich darin formten, zu dem zu stehen, was ich selber dachte und fühlte. Richtig entwickelt habe ich mich dann erst durch meine Kinder und durch die Auseinandersetzungen mit Ämtern und Behörden. Dennoch war ich nie wirklich ich selbst: Irgendwie war ich immer gefangen in den Erwartungen und Verpflichtungen an mich, an dem Gefordertsein und dem Erfüllen der Erwartungen anderer. Und: Mein ganzes Ich war darauf ausgerichtet, den oder die anderen glücklich zu machen. Über die eigene Kraft hinaus. Über das eigene Empfinden hinaus. Hier haben mir die Jahre gut getan, in denen ich allein mit meinen Kindern lebte. Auch deshalb sind das bis heute meine wichtigsten, wenn auch schmerzlichsten Jahre. Heute bin ich, denke ich, ein Stück weit meiner einstigen Leichtigkeit beraubt. Aber heute lasse ich auch nichts mehr mit mir machen, mit dem ich mich nicht gut fühle.
"Du bist so eigensinnig geworden", sagte gestern der Mann.
Ich denke eher... Ich bin mein wahrer Charakter geworden.
C wie Chatten
2003, nach dem Ende meiner Ehe, habe ich mich auf Anraten einer damaligen Freundin erstmals auf einer Rating-Plattform angemeldet. Das war absolutes Neuland für mich - und glücklicherweise waren die Zeiten von "AOL - bin ich schon drin?" weitestgehend überstanden.
Und ich war begeistert! Mich online mit so vielen Menschen gefühlt zeitgleich treffen zu können, das fühlte sich beinah so an, als wäre jede Woche irgendein Festival. Wo kann man schon ohne großen Aufwand so viele verschiedene Charaktere kennenlernen? Recht schnell stellte ich aber auch fest: Mit einer Seite bin ich irgendwie nicht ausgelastet. Man lernt zwar viele Menschen kennen - und ich fand es immer wichtig, auch jedem zu antworten, der mir schrieb. Aber ich war auch relativ schnell gelangweilt bzw. erkannte auch recht schnell, bei wem es nur beim Schreiben bleiben würde.
Also habe ich mich auf zwei, drei verschiedenen Seiten parallel angemeldet - und das hatte zur Folge, dass an einem Abend geschätzte zehn, fünfzehn Chatfenster gleichzeitig geöffnet waren - und manchmal hatte ich dann doch etwas Mühe zu unterscheiden, wem ich gerade schrieb und dass ich nicht das Falsche antworten würde. Mir ist in all der Zeit, glaube ich, nur ein einziges Mal ein entsprechender Fehler unterlaufen ;)
Was soll ich sagen... Manchmal fehlen mir diese wilden Zeiten. Weil der Austausch so belebend war. So inspirierend. Von daher dachte ich schon dann und wann mal daran, mich ohne Bild und mit einem völlig verfremdeten Pseudonym nochmal unter die Leute zu mischen. Aber dann musste ich daran denken, dass es ja auch Menschen gibt, die auch heute noch an Begegnungen glauben. Die Sehnsüchte, Träume und Wünsche haben. All das, was ich ja nie erfüllen würde. Und diese Enttäuschung möchte ich dann doch niemandem zumuten. Mal abgesehen davon, dass der Mann dieses Treiben freilich auch niemals billigen würde :)
C wie Cafe
Dass ich Kaffee liebe und dieser Blog seinen Namen nicht nur aus Spaß bekommen hat, dürfte ja nun inzwischen jeder Leser wissen. Aber vermutlich habe ich noch nie erzählt, woher das eigentlich kommt?
Ein Café und einen Milchkaffee - das verbinde ich mit Freiheit. Mit meinem ganz persönlichen Schritt hinaus in eine Freiheit, die ich zuvor noch nicht kennengelernt hatte. Ich war 16, als ich meinen ersten Freund kennenlernte, und ich war 18, als ich meinen ersten Ehemann kennenlernte. Mit 19 habe ich ihn geheiratet und mit 20 mein erstes Kind bekommen. Heute würde ich sagen: Ich war da noch gar kein "fertiger Mensch". Eigentlich war ich selber noch ein halbes Kind, konnte nicht kochen, hatte keine Ahnung von Haushaltsführung - und von Kindererziehung schon dreimal nicht. All das lernte ich auf recht eindringliche, auch schmerzhafte Art und Weise. Immer eingebunden in Pflicht und Kür. Immer gefangen in Zwang und Erwartung. Ich war 32, als ich jemanden kennenlernte, der mich einlud und dabei begleitete, die Stadt zu erkunden, in der ich bereits seit 15 Jahren lebte. Von der ich kaum etwas gesehen hatte, weil jeglicher Vorschlag, in der Stadt ein Eis zu essen oder einen Kaffee zu trinken, abgewürgt wurde mit der Begründung: "Das ist alles viel zu teuer. Eis essen oder einen Kaffee trinken kannst du auch im Garten. Du willst dich ja nur zeigen."
Das hab ich nie verstanden. Was denn zeigen?? Mich?! Um das zu wollen, müsste ich ja von mir angenommen haben, dass ich überhaupt vorzeigbar wäre - aber das habe ich nie! Was ich von mir glaubte, war das, was ich 15 Jahre zu hören bekam: "Du kannst nichts, du bist nichts, und du siehst scheiße aus." Dass man es mit einer Frau wie mir nicht aushalten könne. Dass ich schwierig sei. Und man nur deshalb keine andere Frau wolle, weil man dann nochmal von vorn anfangen müsse, eine Frau "zu erziehen". Das ist das, was vordergründig in mir hängengeblieben ist. Und auch das, was dieser Ehe folgte, bestärkte dieses Gefühl: Du. bist. nichts. wert.
Bis heute hadere ich mit diesen Gedanken und Empfindungen - aber diese negativen Einschätzungen kann ich wesentlich eher annehmen als positive. Es ist wahnsinnig schwer, eine frühe Prägung abzulegen und davon auszugehen, dass die negativen Einschätzungen vielleicht nicht stimmen. Aber damit kann ich leben. Weil für mich viel entscheidender ist, dass ich irgendwann 2002 begonnen hatte herauszufinden, was ein Milchkaffee ist - und dass er nicht nur nach einer Mischung aus Espresso und geschäumter Milch schmeckt. Nein.. Er schmeckt bis heute nach Freiheit. Nach DER Freiheit. Nach der Freiheit, von der Hans Kasper einst sagte "Die Freiheit ist eine Treppe mit tausend Stufen, kein Fahrstuhl."
C wie Champagner
Champagner? Igitt. Ich hab tatsächlich nie verstanden, was Leute daran finden - oder ob sie den Scheiß bloß deshalb trinken, weil so eine Flasche - richtig in Szene gesetzt - auf Instagram besser aussieht als eine Flasche Himbeerbrause. Für mich ist das ähnlich wie mit den ekligen Austern. Kann mir doch kein Mensch erzählen, das dem das schmeckt. Das ist doch nichts anderes als Glibberzeug, das nach Salz und Zitrone schmeckt. Ekelhaft, das Zeug. Man wird davon nicht satt und auf der Zunge zergehen lassen kann man sich das auch nicht. Jedenfalls nicht, ohne einen Brechreiz zu riskieren.
Ich mach mir allgemein nicht viel aus Alkohol, heute weniger denn je. Ne Pina Colada zum Geburtstag mag ich - wenn sie nicht zu stark ist. Ich trink auch gerne mal ein Glas roten Rotkäppchensekt zum Anstoßen. Oder schleckere hingebungsvoll ein Gläschen Eierlikör aus. Jedoch das passiert tatsächlich selten. Glaube ich anderen Stimmen, bewirkt ein Glas Johannisbeerschorle ähnliches wie bei anderen der Alkohol. Ich persönlich vermute ja, dass das eher an der Gesellschaft liegt ;) Fühl ich mich wohl, dreh ich auf. Fühl ich mich nicht so wohl oder eher befangen, dann bleib ich halt still und zurückgezogen.
Montag, 17. März 2025
Ein Fazit
Angefixt durch den Post beim Aschevogel dachte ich: Oiii, das probier ich auch mal aus - mal sehen, was die künstliche Intelligenz so über mich ausspuckt!
Also App installiert, das Blechwesen aufgefordert und tadaaa - hier ist die Zusammenfassung zu dem, was ich hier seit 2008 so treibe:
"Die Webseite ziggenheimer.blogspot.de ist der persönliche Blog von Helma Ziggenheimer, einer Bloggerin, die unter dem Motto „Die Frau mit dem roten Kleid, die Kaffee liebt“ schreibt. Der Blog, aktiv seit mindestens 2013, behandelt eine Vielzahl von Themen aus ihrem Alltag, darunter persönliche Erlebnisse, Beziehungen, Familie, Reisen (z. B. Indien-Tour 2016), Gesundheit (z. B. Schmerzbehandlung) und Gedanken zu sozialen Medien wie Instagram. Helma schreibt humorvoll und reflektiert über Themen wie Lebensfreude, Herausforderungen (z. B. medizinische Eingriffe) und die Balance zwischen digitalem und analogem Leben. Der Ton ist oft locker, manchmal emotional, und sie interagiert mit Kommentatoren. Der Blog spiegelt ihre Persönlichkeit wider – kaffeeliebend, selbstironisch und lebensnah.
Der Bloglässt sich in folgende Kategorien einteilen:
- Persönlicher Blog: Der Fokus liegt auf individuellen Erlebnissen und Gedanken von Helma Ziggenheimer, die ihr Privatleben teilt.
- Lifestyle: Themen wie Kaffee, Mode (rotes Kleid) und Alltagsgestaltung spielen eine zentrale Rolle.
- Humor: Viele Beiträge sind mit einem Augenzwinkern geschrieben und enthalten witzige Anekdoten.
- Familienleben: Geschichten über ihren Mann und ihre Kinder sind ein wiederkehrendes Element.
- Reisen: Berichte über Reiseerlebnisse tauchen gelegentlich auf.
- Reflexion: Persönliche, nachdenkliche Betrachtungen über das Leben ergänzen die leichteren Themen.
- Community: Interaktionen mit Lesern durch Kommentare zeigen einen sozialen Aspekt.
Der Blog ist eine Mischung aus Unterhaltung und persönlicher Erzählung mit einem charmanten, authentischen Stil."
Ja nun. Kann man das so gelten lassen? Also bis auf 2013 - näää, da bin ich doch schon ein bisschen länger aktiv :) Alles weiß das R2D2 des www eben doch nicht. Noch nicht.
Dienstag, 11. März 2025
Stell Dir nur mal vor...
Vor kurzem las ich folgenden Satz: "Mein Wunsch, politisch informiert zu bleiben und mein Wunsch nach mentaler Gesundheit lassen sich dieser Tage nur schwer vereinbaren."
Gibt auch andere Sprüche, die durchaus auf mich zutreffen. Solche wie, dass man die Nachrichten abschaltet und zur Entspannung des Kopfes eine Serienmörderdoku schaut.
Vor zwei Tagen, der Mann hatte sich schon schlafen gelegt, da schaute ich noch eine Talkshow mit dem "Bayernkönig". Die Gäste, die noch dazu geladen waren, kannte ich bis dato nicht. Das war.. in Summe eine Runde, die mir von Beginn an ein Unbehagen vermittelte, ohne dass ich hätte begründen können, warum.
Am Ende der Sendung jedenfalls.. da dachte ich, ich muss noch irgendetwas anderes sehen oder hören, Musik oder irgendetwas, das die Sinne wieder beruhigen könnte. Selten war ich innerlich so aufgewühlt wie nach dieser Sendung. Ich habe bislang kaum etwas gesehen oder gehört, das die Bedrohung durch einen Krieg mit Deutschland so nahe brachte wie diese. Für mein Empfinden wurde mit jedem Satz ausgedrückt, dass wir uns nicht auf die Amerikaner verlassen können, dass wir jetzt und sofort aufrüsten müssen und dass wir jetzt und sofort die Wehrpflicht wieder einführen müssen, damit wir, wenn es denn dann soweit wäre, auch genügend Soldaten zur Verteidigung hätten. Eine Verteidigung vor dem Russen, weil der seit Jahren nichts anderes täte, als "den Westen" zu testen. Wie weit er wirklich gehen könne. Der erste Versuch sei die Krim gewesen, der zweite die Ukraine, der dritte könne Estland treffen - und dann über Polen auch Deutschland. Der Älteste in dieser Runde, ich habe seinen Namen vergessen, der bei beinah jedem Satz den Blick nach oben richtete, anstatt seinen Gesprächspartnern ins Gesicht zu schauen (etwas, das ich persönlich als sehr befremdlich empfand), erwähnte eine Umfrage, nach der 60 Prozent der Deutschen im Verteidigungsfall unser Land nicht verteidigen wollen würden. In dem Maße, wie er sich darüber erboste, brachte es mir einen Spruch aus meiner Jugend wieder in Erinnerung: "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin."
Ich habe mich in den letzten Wochen immer öfter gefragt, ob die Menschen, die in Talkshows oder geheimen Runden oder sonstwo sitzen, ob die wirklich das alles glauben, was versucht wird, den Menschen offiziell beizubringen - oder ob es jetzt nur darum geht, dem Wählervolk beizubringen, dass man nur einen einzigen Tag nach den Wahlen eine völlig entgegen gerichtete Position einnehmen konnte - und dieses Volk jetzt diese Entscheidungen auch mitzutragen hätte. Fünfhundert Milliarden Sondervermögen, auf deutsch: fünfhundert Milliarden neue Schulden, weil man jetzt neben all dem grundsätzlichen Bedarf in Deutschland ja nun auch aufrüsten müsse - das sei nun mal alles so teuer und man reagiere nur auf die veränderte Weltpolitik, weil die Amerikaner ihre Unterstützung für die Ukraine versagt hätten und jetzt Europa, insbesondere Deutschland gefordert sei.
Was ich persönlich von all dem denken oder halten soll, weiß ich nicht. Ich frage mich, wie Deutschland seit dem Kriegsende 1945 so entspannt mit den Russen leben konnte, ohne sich je bedroht fühlen zu müssen, in diesen Zeiten sogar Abrüstung vereinbart worden war - und wann genau das eigentlich begonnen hatte, sich wieder zu verändern. Ich frage mich schon länger, ob auch nur irgendjemand ernsthaft glauben kann, alle Gefahr ginge allein vom Russen aus. Ob wirklich jemand ernsthaft glaube, der Russe könne seine Finger nach Deutschland ausstrecken. Obwohl jedem klar sein müsste, dass, sobald er ein Nato-Gebiet militärisch betrete, sofort der Bündnisfall einträte. Und ob der Amerikaner sich wirklich komplett aus allem raushielte? Kann er doch gar nicht.. Müsste er dann nicht auch sämtliche Stationierungen aus sämtlichen NATO-Ländern zurückziehen? Hatte er das nicht auch mit Deutschland vor? Und ist genau das bis heute passiert?
Stellt Euch nur mal vor, Europa käme in Verhandlungen mit Russland - und käme zu einer diplomatischen Lösung. Stellt Euch nur mal vor, Europa und Russland näherten einander wieder an - nur mal hypothetisch. Was wäre die Folge? Würde damit nicht genau das eintreten, was den Amerikaner von seinem Thron der Weltmacht holte? Glaubt jemand wirklich, dass die Amerikaner dies zuließen?
Warum verlassen wir uns auf einen Partner, auf ein Land, das mehr als einen Krieg anzettelte? Ich denke da nur an den Irak und an den Vietnam-Krieg. Im Irak wollte man an das Öl, in Vietnam die Ausbreitung des Kommunismus verhindern, damit andere diesem nicht folgen würden.
Heute verlangt die amerikanische Fönfrisur von der Ukraine Bodenschätze im Gegenwert von 500 Milliarden Dollar - als Wiedergutmachung für geleistete Kriegshilfe. Im Übrigen deutlich mehr als tatsächlich an Hilfe geleistet worden ist, sei es als Finanzhilfe oder in Form von Kriegsmitteln. Da habe ich noch zum Mann gesagt "Na endlich zeigen sie mal offen, worums hier eigentlich wirklich von Anfang an ging."
Heute hat die Fönwelle den Golf von Mexico in Golf von Amerika umbenannt. Darf der das? Der darf das - auch wenn dieser Bezeichnung außerhalb von Amerika niemand folgen muss. Allein den Schritt jedoch empfinde ich als sehr bezeichnend..
Heute streckt die gelbe Fönfrisur die gierigen, klebrigen Finger nach Grönland aus - und sagt ganz offen: "Wir werden es bekommen. Auf die eine oder andere Weise werden wir es bekommen." Das mag Säbelrasseln bedeuten, ähnlich wie die Ankündigung der Zollerhebungen, die nur einen Tag nach Erhebung wieder relativiert worden sind. Und seine Rhetorik mag Kindergartenniveau sein. Und: Angeblich brauche Amerika dieses Land aus Sicherheitsgründen. Fakt ist: Wie in der Ukraine lagern auch hier seltene Bodenschätze. Wird also auch hier ein Konflikt zu erwarten sein, der eines Tages militärisch "gelöst" werden muss? Wird dann genauso gelogen wie vor zwanzig Jahren beim Irak, um einen Krieg begründen zu können?
Wenn man all dies sieht, hört, liest, ganz ehrlich... Warum soll ich meine Kinder, meine Brüder, meinen Mann in einem Krieg sehen müssen, den alte weiße gierige Machthaber führen, die sich währenddessen in ihre sicheren Bunker zurückziehen und die ganze Scheiße aussitzen, während Menschen für ihre Spielchen und ihre Gier und ihre Machtansprüche sterben? Die alles und jeden über die Klinge springen lassen, solange es ihren eigenen Interessen dient?
Und jetzt stelle man sich doch - angelehnt an den Spruch aus meiner Schulzeit - vor, es wäre Krieg und niemand, wirklich niemand ginge hin... Von keiner Seite... Wie machtlos wären da die Machthaber?
Das ist ein Wunschtraum, ich weiß. Leider Gottes ist das ein frommer Wunschtraum und wird auch einer bleiben. Trotzdem frage ich mich immer öfter, warum Europa weiterhin Seite an Seite mit den Amis steht - und zulässt, dass mit der anderen Seite erst gar keine Diplomatie möglich, sondern stattdessen ernsthaft eine Beteiligung Deutschlands durch Lieferung von Taurus erwogen wird. So oft wie nie zuvor denke ich in diesen Tagen an die Kuba-Krise - und das Blumenmädchen in mir hofft noch immer, dass es noch rechtzeitig möglich ist, diesen Krieg zu beenden und die Lage zu deeskalieren, bevor es ganz böse für alle wird.
Donnerstag, 6. März 2025
Addict.
Freitag, 14. Februar 2025
Die Welt außerhalb des Badezimmerspiegels
Die Brille wurde mir dann allerdings ein oder zwei Jahre später geklaut. Bis heute hattee ich mir kein Modell nachanfertigen lassen. Genauer gesagt: Bis vor vier Tagen nicht. Da begleitete ich den Mann zum Optiker und während er auf eine Nachmessung seiner Sehkraft verzichtete, entschied ich mich zu einem Test. Immerhin liebäugelte mein trübes Auge mit einem sehr ähnlichen Modell wie aus 2016. Aber dass meine Augen in nur neun Jahren von Null Komma Fünf Dioptrien auf Zwo Komma Sieben bzw. Drei Komma Null zugelegt hatten, das hatte mich dann doch etwas irritiert. Ich meine, dass die Sehkraft etwas nachgelassen hatte, bekomme ich vor allem beim Malen zu spüren. Die feinen Null Komma Null Drei-Linien - da brauche ich schon etwas mehr als Eins Komma Null oder so. Aber Drei?
"Alles okay?" fragte der Mann, als er mich wiedersah.
"Noch ein paar Jahre und du kannst Buddelflink zu mir sagen. Oder Pauli. Pauli geht auch."
Aber es hilft ja nix. Es ist wie es ist.
Nur wenn ich das Bild da oben betrachte, das von vor sieben oder acht Jahren, dann beschließe ich hier und jetzt, wirklich wieder viel mehr Musik zu hören, wieder viel mehr zu genießen und weniger zu arbeiten. Mehr zu schlafen. Ich glaub, das stand mir deutlich besser. Und vielleicht erholen sich dann auch die Augen wieder.




